Berufung gegen Urteil wegen Steuerbetrugs
Berlusconi kontert Haftstrafe mit Frontalangriff
Seine Gegner feiern die Haftstrafe für Italiens Ex-Ministerpräsidenten Berlusconi. Seine Anhänger poltern gegen die Justiz. Seine Anwälte kündigen Berufung gegen die Verurteilung wegen Steuerbetrugs an. Berlusconi selbst geht zum Angriff über und behauptet: „Es gibt keine Demokratie mehr.“
Von Tilmann Kleinjung, ARD-Hörfunkstudio Rom
Der verurteilte Steuerbetrüger Silvio Berlusconi spaltet ein Land. Am Morgen nach dem historischen Urteil druckt ein Berlusconi-kritisches Magazin ein Doppelporträt auf die Titelseite: Silvio Berlusconi neben dem Gangster Al Capone. Das versteht man auch ohne Worte. Die Berlusconi-Zeitung „Il Giornale“ wiederholt ein Wort gleich dreimal auf der Titelseite: „Resistere!“ – Widerstehen!
„Missbrauch der Justiz“
Berlusconi hat gar keine andere Wahl. Er muss Widerstand leisten, damit dieses Urteil nicht rechtskräftig wird. „So geht’s nicht weiter“, sagte er nach dem Urteil. „Das ist doch der Beweis für den Missbrauch der Justiz für politische Zwecke.
Berlusconis Anwälte haben angekündigt, gegen den Richterspruch Berufung einzulegen. Und ihr Mandant kann darauf hoffen, dass die ihm zur Last gelegten Vergehen über die Verhandlungen in den Instanzen verjähren.
Wer soviel Dreck am Stecken hat sollte eigentlich in den Knast ————–doch er hat immer noch zuviel Macht!
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Betrugssystem bei Mediaset
Richter Edoardo D’Avossa ist überzeugt, dass Berlusconi an der Spitze des Betrugssystems stand. Dem Medienunternehmer Berlusconi wird vorgeworfen, über Scheinfirmen künstlich überteuerte Filmlizenzen gekauft zu haben, um so die Gewinne in der Bilanz seines Unternehmerns Mediaset und somit auch die Steuerlast zu reduzieren. Der Richter ist überzeugt: Berlusconi war der Kopf dieses ausgeklügelten Betrugssystems. Das Gericht verurteilte ihn zu vier Jahren Haft, von denen drei Jahre aufgrund eines gesetzlichen Straferlasses abgezogen werden.
Berlusconi zeigte sich danach empört. „Wir müssen eingreifen“, forderte er. „Wenn man nicht auf die Neutralität der Richter setzen kann, wird ein Land zu einem unzivilisierten, barbarischen Land, in dem man nicht leben kann. Es gibt keine Demokratie mehr.“ Das sei traurig. Doch Italien befinde sich heute in dieser Situation.
Parteifreunde stehen hinter Berlusconi
Silvio Berlusconi verzichtete kurz vor dem Urteil öffentlich auf eine erneute Kandidatur als Regierungschef. Für Berlusconi müssen diese Tage wie ein einziger großer Alptraum sein. Zuerst muss er (auch auf Druck aus der eigenen Partei), seinen Verzicht auf eine Kandidatur bekannt geben. Dann dieses Urteil.
Berlusconis Parteifreunde bestreiten, dass es zwischen den beiden Vorgängen einen Zusammenhang gibt, und unterstützen den Parteigründer in seiner Justizschelte. Die Abgeordnete Barbara Saltamartini sagt: „Wieder einmal und schon seit 20 Jahren versucht ein Teil der Justiz, genauer die Mailänder Justiz, mit geradezu militantem Ehrgeiz einen Mann zu treffen, zu zerstören.“ Die Äußerungen Berlusconis seien da völlig nachvollziehbar. „Wir stehen hinter ihm.“